Außerirdische Krankheitserreger

Als die ersten Astronauten von ihrem Besuch auf dem Mond zurückkehrten, beharrte die NASA auf einer wochenlangen Quarantäne, um die Gefahr einer außerirdischen Epidemie zu minimieren, gegen die das Immunsystem der Menschen völlig unvorbereitet gewesen wäre.

Man war sich bewusst, dass es extrem unwahrscheinlich gewesen wäre, Leben auf dem Mond zu finden, aber auf der anderen Seite ist einer der besten Wege Leben zu erhalten, es gefrierzutrocknen – was unter Mondbedingungen nicht ausgeschlossen werden konnte.

Wie erwartet, zeigten sich aber nach Ende der dreiwöchigen Quarantäne keine Anzeichen einer außerirdischen Krankheit. Auf anderen Planeten allerdings ist die Möglichkeit, Spuren von Leben zu finden, etwas größer. So hat man die Suche auf dem Mars beispielsweise noch nicht aufgegeben, obwohl man inzwischen davon ausgeht, dass es sich tief unter die Oberfläche zurückgezogen haben muss.

Doch selbst wenn kein aktives Leben auf einem fremden Himmelskörper gefunden wird, dann könnte es eventuell wieder reaktiviert werden. Versuche mit einem acht Millionen Jahr alten Bakterium, das in einer Eisprobe gefunden und wiederbelebt wurde, zeigen, dass so etwas tatsächlich möglich ist.

Also stellt sich die Frage, ob solche außerirdischen Krankheitserreger für den Menschen und seine Umwelt wirklich gefährlich werden können. In der Regel sind Krankheitserreger und Wirt sehr eng miteinander verbunden, so dass die Übertragung zwischen unterschiedlichen Arten oder gar Spezies eher selten vorkommt.

In der Medizin bezeichnet der Fachbegriff Zoonose die Übertragung von Krankheitserregern von Menschen zu Tier und umgekehrt. Auf der einen Seite ist das einleuchtend, denn der Mensch ist ja auch nur ein Tier, aber oft sind die Krankheitserreger angepasst an bestimmte Lebensbedingungen der Tiere und dann muss schon ein sehr enger Kontakt von Mensch und Tier hinzukommen, so wie das bei Fällen von SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome) und der Vogelgrippe H5N1 in der Regel gegeben ist.

Bei SARS hat man eine Form des Coronavirus als Verursacher ausgemacht, dessen verwandte Formen zum Beispiel in Fledermäusen gefunden wurden, deren Kot in der „Traditionellen Chinesischen Medizin“ verwendet wird, aber auch in einigen chinesischen Schleichkatzen, die in Südchina als Delikatesse angesehen werden.
Untersuchungen zeigten auch hier, dass ein enger Kontakt zwischen Menschen und Tieren, wie zum Beispiel auf einem Markt der chinesischen Provinz Guangdong erforderlich ist, damit die Viren übertragen werden können.

Möglicherweise sind es relativ selten vorkommende Mutationen des tierischen Virus, die den Wechsel des Wirts ermöglichen, denn zu dem Vorkommen eines Stammes mit der entsprechenden Mutation muss das neue Wirtstier – der Mensch – anwesend sein, um infiziert zu werden.

Das gleiche Muster gilt auch für die Vogelgrippe und eine ganze Reihe von anderen Krankheiten, die vom Tier zu Menschen und umgekehrt übertragen werden können. Einige Krankheiten (insbesondere parasitäre Erreger) verlassen sich sogar darauf, während ihres Lebenszyklus von einer Spezies zur anderen zu wechseln.

Bei der Betrachtung außerirdischer Krankheiten fällt aber auf, dass weder der enge Kontakt größerer Populationen gegeben ist, noch eine in irgendeiner Weise gegebene Verwandtschaft zwischen möglichen Wirten, die eine Übertragung erleichtern würde.

In vielen Fällen ist der Erreger also darauf angewiesen, dass er in gewisser Weise kompatibel zu seinem Wirt ist, um dessen Stoffwechsel für seine eigenen Zwecke missbrauchen oder im Fall von Viren Zellen durch eingeschleusten genetischen Code so beeinflussen zu können, dass seine Reproduktion erfolgen kann. Beides ist sehr unwahrscheinlich, wenn die ersten Menschen den Mars betreten.

Doch es gibt noch andere Krankheiten, wie zum Beispiel die Dermatophytose, eine Pilzinfektion der Haut. Die Dermatophyten befallen keratinhaltige Gewebe, wie Haut, Nägel und Krallen und sind damit nicht an eine bestimmte Art gebunden, sondern nur an das Vorkommen, des entsprechenden Nährmediums. Außerdem können die Sporen einiger dieser Pilze auch im Boden überleben und benötigen keine direkte Übertragung zwischen den Wirten, was sie auch für außerirdische Keime viel geeigneter erscheinen lässt, doch auch hier muss ein vergleichbares Medium als Nahrungsgrundlage vorliegen, um die Übertragung zu ermöglichen.

Alles in allem scheint die Übertragung von Krankheiten durch außerirdische Viren, Bakterien und anderen Krankheitserregern damit außerordentlich unwahrscheinlich. Selbst wenn man von der Panspermie ausgeht, die einen gemeinsamen Ursprung allen Lebens in einer kosmischen Besamung sieht, liegt dieses Ereignis so lange zurück, dass sich Erreger auf unterschiedlichen Planeten inzwischen so weit von den Ursprüngen entfernt haben, dass ein Überspringen der Artengrenzen sehr unwahrscheinlich ist.

Wenn das Pathogen den Wirt aber nicht befällt, sondern sich nur Ressourcen, wie z. B. Eiweiße und Kohlenhydrate (Stoffe, die man im Universum gemeinhin als Grundlage allen Lebens voraussetzt) einverleibt, könnte es, ohne dem Wirt viel Schaden zuzufügen, in seinem Körper überleben – je nachdem, wie aggressiv es sich dieser Ressourcen bedient natürlich – und wäre gleichzeitig vor dem Immunsystem sicher, da es von diesem nicht erkannt wird.

Ein Lebewesen, dass im Boden des Mars überleben kann, könnte den Menschen als lediglich eine Art von reichhaltigerem Boden ansehen, den es ausbeuten kann. In einem solchen Fall könnten Wirt und Keim relativ unbeeinflusst weiterleben, wenn der Keim sich in seinem Hunger zurückhalten kann – doch da sich Wirt und Pathogen nicht kennen, ist ihr Zusammenspiel unmöglich vorherzusagen.

Wenn dem Erreger allerdings plötzlich enorme Ressourcen zur Verfügung stünden, ist schwer vorstellbar, dass er sich nach der kargen Kost auf dem Mars zurückhalten sollte, auf der anderen Seite verfügt der Organismus vielleicht über einen sehr langsamen Stoffwechsel und kann den Menschen dadurch nicht gefährlich werden – bis er mutiert.

Gefährlich wird es auch, wenn der Keim Giftstoffe produziert (immerhin besitzt er einen unbekannten Stoffwechsel), die dem Wirt gefährlich werden können. Man kennt das von der seltenen Krankheit der Nekrotisierenden Fasziitis – den sog. fleischfressenden Bakterien – welche Toxine produzieren, die das Gewebe des betroffenen Patienten zerstören, oder von Cyanobakterien, welche mit ihren Stoffwechselprodukten die Leber schädigen.

Außerirdische Krankheitserreger können damit weder Viren noch Parasiten sein, da beide auf das enge Wechselspiel mit dem Wirt angewiesen sind, um sich zu vermehren und verbreiten zu können.

Aber Bakterien, die in der Lage sind sich selbstständig zu vermehren, extreme Umweltbedingungen überstehen können und nicht spezifisch an bestimmte Wirtsstoffwechsel angepasst sind, können durchaus eine Gefahr für den unvorsichtigen Astronauten darstellen. Deshalb gibt es nicht nur Richtlinien, wie Proben möglichst steril zur Erde gebracht werden, sondern auch Vorschriften Landungen auf fremden Himmelskörpern so durchzuführen, dass diese nach Möglichkeit nicht mit irdischen Krankheitserregern kontaminiert werden.


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