India in Space

Dass die Chinesen immer mal wieder einen langen Marsch ins All schießen, hört man gelegentlich in den Medien. Um Indien hingegen war es im Westen lange Zeit sehr ruhig. Das ändert sich nun mit ambitionierten Programmen.

Zum Einen geht es der ISRO (Indian Space Research Organisation) darum, hinter China nicht den Anschluss zu verlieren, zum Anderen, und vielleicht noch wichtiger, zu zeigen, wozu der Subkontinent technologisch in der Lage ist. 

Doch die wissenschaftlichen Ziele sind auch von Bedeutung und sollen nicht nur die Weltraumforschung voranbringen, sondern wichtige Erkenntnisse liefern, die auf Probleme auf der Erde angewendet werden können. Insbesondere, wenn es darum geht, Wetterphänomene zu verstehen, die für den Subkontinent und seine Bevölkerung so wichtig sind.

Bis heute waren lediglich die USA, Europa und Russland erfolgreich bei ihren Versuchen, Weltraumsonden zu unserem Nachbarplaneten Mars zu schicken. Seit 1960 gab es über 40 Versuche, von denen nur etwa ein Drittel als Erfolg gewertet werden kann.

Für Indien ist die Weltraumforschung noch ein relativ junges Gebiet, aber das Land entwickelt sich schnell und hat kluge Köpfe und seit den Sechzigern Erfahrung mit Raketenbau und Satellitenprogrammen zur Telekommunikation und Erderforschung. Das satellitengestützte Telekommunikationsnetz ist das größte der Welt und Wetterbeobachtung spielt eine wesentliche Rolle bei der Vorhersage von Stürmen und Regenfällen. Und 2008 gelang es mit Chandrayaan-1, eine unbemannte Mission zum Mond zu schicken, womit Indien in den Bereich der aktiven Weltraumforschung vorgedrungen ist. Jetzt ist der Mars das nächste Ziel.
Am 5. November 2013 startete Mangalyaan in Sriharikota, Andhra Pradesh, zu seiner 680 Mio. Kilometer weiten und fast ein Jahr dauernden Reise zu unserem nächsten Nachbarplaneten.

Bei dieser Mission kooperiert die ISRO mit der NASA, die etwa zwei Wochen später Maven (Mars Atmosphere and Volatile Evolution mission) zum Mars schicken will.

Nach dem Start geht Mangalyaan (oder MOM, Mars Orbiter Mission) zunächst in eine Umlaufbahn um die Erde und startet von dort am 27. November zu seiner Reise zum Mars. Es soll das optimale Zeitfenster ausgenutzt werden, in dem Mars und Erde relativ nahe beieinander stehen. In diesen Tagen wird der Orbit allmählich angehoben, bis die Fluchtgeschwindigkeit von 11 km/s erreicht ist, die nötig ist, um die Anziehungskraft der Erde zu überwinden.

Wenn MOM in die Marsumlaufbahn einschwenkt, wird er einen stark elliptischen Orbit nehmen, mit der größten Annäherung bei etwa 377 km und einer weitesten Entfernung von 80.000 km.

Von den 1.350 kg, die MOM wiegt, gehören 1.300 kg zum Liquid Apogee Motor (LAM), der die Sonde zum Mars beschleunigt und dort wieder abbremst. Eine der größten Herausforderungen wird es sein, diesen Antrieb nach 300 Tagen wieder zu starten, um den Orbiter in die Marsumlaufbahn einschwenken zu lassen.

Fünf wissenschaftliche Instrumente befinden sich an Bord. Ein Infrarot-Spektrometer, eine Farbkamera, ein Lyman-Alpha-Photometer, um Spektrallinien von Wasserstoff zu detektieren, MENCA (Mars Exospheric Neutral Composition Analyser), der die Zusammensetzung der Marsatmosphäre untersuchen soll, und ein Methan-Sensor.

Es ist das erste Mal, dass das Methan und seine Herkunft in der Marsatmosphäre genauer untersucht werden sollen, denn man weiß zwar, dass es vorkommt, aber sehr wenig über seine Herkunft oder Verbreitung. Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Planet noch immer geologisch aktiv ist, oder dass es biologische Prozesse gibt, die für diese Methanwolken verantwortlich sind.

MENCA wird die Zusammensetzung der Atmosphäre in einer Höhe von mehr als 500 km untersuchen.

Die Energie für die Experimente wird ein Solarpanel liefern, das in den Nachtstunden von einer Lithium-Ionen-Batterie unterstützt wird.

Aus den Ergebnissen erhofft man sich nicht nur Informationen über die Zusammensetzung und Dynamik in der Marsatmosphäre sowie über das Vorkommen von Wasser und die Möglichkeiten für Leben.

Man erwartet, dass Mangalyaan bis zu sechs Monaten im Marsorbit verbleiben und seine Arbeit verrichten kann.

Die nächsten Weltraummissionen aus Indien zielen auf die Venus (2015) und die Sonne (2015-2016) und vielleicht fliegen 2018 schon die ersten Inder auf einer 501 Tage dauernden Reise am Mars vorbei.

Bleibt zum Schluss die Frage, warum ein Land, das so viel Armut kennt, 4.5 Mrd. Rupien (54 Mio. €) für Weltraumforschung ausgibt. Zunächst einmal ist das sehr wenig, wenn man bedenkt, dass die letzten Missionen der NASA Milliarden gekostet haben. Aber tatsächlich ist das eine sehr kurzsichtige Frage, denn die Technologie, die für diese Mission entwickelt wird, kommt auch kommerziellen Produkten zugute und fördert Wissen und Technik im Allgemeinen. Eine erfolgreiche Mission ist zudem gut für das Ansehen Indiens und könnte neue Investoren ins Land locken. Und mehr als das ist die Mission ein Signal dafür, dass Indien in einer Liga spielt mit den USA, Europa und Russland und sich mit seinem Wissen und seiner Technik nicht verstecken muss. 

Also drücken wir der Mission die Daumen und hoffen, dass sie ein Erfolg wird.


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