Contact II - Die Folgen

Bisher gibt es zwar keine Signale, die auf einen intelligenten außerirdischen Ursprung hinweisen, trotzdem macht man sich in verschiedenen Arbeitsgruppen Gedanken darüber, wie so ein Kontakt ablaufen könnte und was für Folgen er für unsere Gesellschaft haben würde.

Seth Shostak, Astronom am Mountain View Institute in Kalifornien behauptet, dass es keine zwanzig Jahre mehr dauern wird, bis wir den ersten Kontakt aufnehmen könnten. Schätzt man die Anzahl der Zivilisationen in unserer Galaxie ab, so könnte es davon 10.000 geben und bis zum Jahr 2025 sollten Sterne in einem Umkreis von 200-1000 Lichtjahren um die Erde auf Signale untersucht worden sein. Damit könnte es in Radius von 1000 Lichtjahren und einem Durchmesser der Milchstraße von 100.000 Lichtjahren bis zu vier höher entwickelte Zivilisationen geben.

Die Zahl der Zivilisationen hat Frank Drake 1961 anhand der Zahl der erdähnlichen Sterne und Planeten mit genügend langer Lebensdauer gemacht. Da wir heute viel mehr über ferne Planeten und die Vielfältigkeit des Lebens wissen, könnte diese Schätzung noch konservativ sein. Auf der anderen Seite bleibt dann immer noch das Problem, dass eine Unterhaltung nur über Jahrhunderte hinweg stattfinden kann, aber ein Zeichen dafür, dass wir tatsächlich nicht allein in unserer Milchstraße sind, würde unsere Weltanschauung schon gehörig durcheinanderwirbeln.

Um die Folgen, den Ablauf und die Vorgehensweise bei einer solchen Entdeckung hat sich die Planetary Society Gedanken gemacht und ein "First Contact Protocol" entwickelt, das im Fall eines eindeutigen Signals eine Richtlinie sein soll, wie man vorgehen kann, wenn ET eines Tages bei uns anruft.

Als Erstes müssten die Astronomen natürlich sicherstellen, dass es sich tatsächlich um ein außerirdisches Signal handelt und nicht um eine Störung von einer irdischen Quelle, einer Radio-Interferenz oder einem Satellitensignal. Und wenn es außerirdisch ist, dann besteht auch die Möglichkeit, dass es sich um ein bisher unbekanntes, aber natürliches Phänomen handelt. Pulsare und die kosmische Hintergrundstrahlung sind solche Phänomene, nach deren Entdeckung man sich erst einmal Gedanken machen musste, wie sie zu Stande kamen, und feststellte, dass es eben keine kleinen grünen Männchen, sondern sterbende Sterne und das Echo des Urknalls waren, die man da entdeckt hatte.

Des Weiteren müssen Streiche ausgeschlossen werden, aber zumindest das ist bei einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit, in der weltweit Daten ausgetauscht und überprüft werden, ein leichtes.

Ist all das sichergestellt, sollte trotzdem nicht gleich die Öffentlichkeit informiert werden. Zunächst müssten andere Astronomen und die Vereinten Nationen informiert werden. Außerdem ist es sinnvoll, auch andere wissenschaftlichen Gesellschaften ins Vertrauen zu ziehen, bevor man so eine Entdeckung publik macht. Das weitere Vorgehen würden dann diese Stellen miteinander abstimmen.

Ein weiterer Schritt besteht darin das Signal zu schützen, d. h., Radio- und Fernsehsender sollten den fraglichen Frequenzbereich gegebenenfalls frei halten, um Interferenzen zu minimieren.

Als Entdecker der Signale sollte man nicht sofort antworten. Ob und wie man eine außerirdische Nachricht beantwortet, wird idealerweise international abgestimmt. Und zunächst müsste das Signal natürlich eingehend studiert und analysiert werden.

Wenn auf diese Weise die Authentizität des Signals sichergestellt ist, dann kann man sich Gedanken darüber machen, ob und wie die Öffentlichkeit informiert wird. Dabei ist zu bedenken, was für eine Bedeutung diese Nachricht auf die Gesellschaft haben wird. Für viele Menschen wird es das Weltbild komplett umkrempeln. Es könnte zu Massenhysterien oder einer Panik kommen, wieder andere würden euphorisch auf eine solche Nachricht reagieren.

Wie sich die Bevölkerung verhält, hängt in erster Linie von ihren Erwartungen an die Außerirdischen ab. Optimisten erwarten vielleicht eine höher entwickelte Zivilisation, die bereit ist, ihr Wissen zu teilen - zum Beispiel um Krankheiten zu heilen, den Hunger zu bekämpfen und vieles mehr. Sie könnten uns unterrichten.

Auf der anderen Seite stehen die Befürchtungen, dass die Außerirdischen eine Bedrohung darstellen. Auf Grund der kosmischen Entfernung ist die Bedrohung natürlich eher indirekt und liegt vor allem in der Erkenntnis, dass der Mensch nicht das einzige intelligente Lebewesen im All ist. Wenn tatsächlich Informationen und Wissen übermittelt werden, kommt es darauf an, dies allgemein zugänglich zu machen, um nicht einer Gruppe von Menschen Vorteile zu verschaffen. Hinzu kommt auch, dass unsere eigene Geschichte an vielen Punkten gezeigt hat, dass die eine Kultur oft von einer anderen ausgelöscht wurde. Und das oft auch bei friedlichen Kontakten, weil das "entdeckte" Volk in seinem Vorstellungssystem erschüttert wurde.

Ein Kontakt könnte religiöse Weltbilder zerstören und zum Aufkeimen neuer Glaubensrichtungen beitragen.

Die gleichen Überlegungen würde eine außerirdische Spezies auch anstellen, denn es kann nicht davon ausgegangen werden, dass jede außerirdische Spezies weiter fortgeschritten ist, als die Menschheit. Womöglich werden auch von solchen Kulturen die ersten Signale unfreiwillig abgestrahlt, wie die TV- und Radioprogramme der Erde und erst viel später könnten absichtliche Nachrichten hinzukommen, wie sie auch von uns schon verschickt wurden. Aber die Nachrichten, die bisher von der Erde verschickt wurden, waren eher allgemeiner Natur, zum Beispiel über unser Aussehen, ein paar Grüße.

Wenn die Botschaften der ETs genauso unverfänglich sind, dann wird der wesentliche Aspekt in dem Wissen bestehen, dass wir nicht allein sind, aber abgesehen davon könnte sich der Einfluss auf Technologie und Wissenschaft in Grenzen halten. Die philosophischen und religiösen Konsequenzen wären weit dramatischer.

Das setzt alles voraus, dass wir überhaupt verstehen, was uns mitgeteilt wird. Die fremde Intelligenz könnte so anders sein, dass wir vielleicht noch erkennen, dass da eine Nachricht ist, aber nicht, was sie enthält.


Kommentare, Fragen und Anmerkungen (Forum)

<

BeitragvonDatumAntworten Letzte Antwort
Kontakte mit AImanfred20.11.2011
14:17 Uhr
2Antwort: Antwort: Kontakte mit AI (Alexander Kramer)
18.08.2013 15:52 Uhr

Mehr zum Thema:

First Contact Within 20 Years: Shostak

The SETI Protocol