Schnitzer im SF - Häufige Fehler der Autoren und mögliche Lösungen

Physiker lieben Science-Fiction, aber SF liebt nicht immer die Physik. Oft ziehen sich die Drehbuchautoren aus der Affäre, indem sie behaupten, in der Zukunft würden Technologien existieren, von denen wir uns heute noch gar keine Vorstellung machen können.

Das ist zweifellos richtig, die Forschung wird uns in der Zukunft Fortschritte bescheren, die wir heute bestenfalls als Magie bezeichnen würden. Aber, und das ist wirklich ein ganz dickes Aber, diese Errungenschaften werden nicht die Grundgesetze der Physik aus den Angeln heben.

Die bisherige Geschichte hat gezeigt, dass die Naturgesetze selten völlig daneben waren wenn sie von neuen Entdeckungen abgelöst wurden, so wurde schon Newton von Einstein nicht widerlegt, sondern nur ergänzt, so können wir also auch in Zukunft davon ausgehen, dass die meisten Gesetze, die wir heute kennen auch in Zukunft noch mehr oder weniger gelten.

Aber es gibt andere Punkte, wo der Autor noch nicht einmal aus Unwissenheit Fehler macht, sondern einfach, weil es auf Grund der Dramaturgie, so wären viele SF furchtbar langweilig, wenn man nicht hören könnte wie die Raumschiffe aneinander vorbeidüsen. Das ist natürlich im Vakuum des Weltraum völlig unmöglich, da breitet sich einfach kein Schall aus. Wohl aber Radarwellen und wenn man bedenkt, dass der Gehörsinn ein wesentliches Hilfsmittel bei unserer Orientierung ist wird man in Raumschiffen schlauerweise die Informationen über Raumschiffe in der Umgebung, wie sie durch die Radarabtastung gewonnen werden in akustische Signale umsetzen, um dem Kapitän zusätzliche Informationen über den Nahen Raum zugeben.

Auch werden selbst die größten Raumschiffe nicht so laut sein, dass sie im Vorbeiflug am Mond den Sand zum zittern bringen, selbst wenn man inzwischen weiss, dass der Mond tatsächlich eine sehr dünne Atmosphäre hat. Starke elektromagnetische Felder sind aber durchaus in der Lage geladene Teilchen zu bewegen, wo diese Felder herkommen weiss ich nicht, aber wie erwähnt haben wir keinen Schimmer was die Zukunft bringt. Geladene Staubkörner scheinen hingegen nichts ungewöhnliches zu sein, was seine Ursache im Sonnenwind und der kosmischen Strahlung hat. Dies ist sogar die Erklärung für Beobachtungen die NEAR—Shoemaker bei seiner Landung auf Eros gemacht hat, wo offensichtlich geladene Staubteilchen aufgrund ihrer Ladung nach Größe sortiert werden.

Laser im Weltraum sind ein weiter Punkt, auf den man unmöglich verzichten kann, leider sind sie in Wirklichkeit völlig unsichtbar, und selbst in der Luft sind nur die aller stärksten mit blossem Auge zu sehen, weil ein Teil des Laserlichts an den Staubteilchen gebrochen wird. Während einer Weltraumschlacht wäre es aber sehr unbefriedigend, wenn man nur die Explosionen sieht, aber bestenfalls raten kann, woher der Schuss kam. Und auch für den Zielenden kann das sehr unbefriedigend sein. Aber eine Lösung gibt es bereits, man sieht sie bedauerlicherweise ständig in den Nachrichten, Leuchtspurgeschosse. Etwas heißes Plasma auf dem Weg des Laserstrahls löst das Problem der Dramaturgie.

Ein andere Punkt sind Energieschilder, ihre Funktion ist leider sehr begrenzt, denn wenn man davon ausgeht, dass es sich um elektromagnetische Felder handelt, andere sind bisher nicht bekannt, dann taugen die nur gegen geladene Teilchen. Ein künstliches Gravitationsfeld könnte hier viel mehr ausrichten, verbraucht aber auch mehr Energie. Aber es hätte den interessanten Nebeneffekt, dass auch Licht abgelenkt wird, was dem Gegner das Zielen schwerer macht.

Das ist jetzt aber genug zu Krieg und Zerstörung, und ich will mich wieder friedlicheren Aspekten zuwenden. Schauen wir uns einmal die Raumschiffe an, oft sind sie recht schnittig und erinnern an irdische Flugzeuge. Aber hin und wieder wird vergessen, dass sich Objekte im Weltraum nicht an irdischen messen müssen, statt Windschnittigkeit sind hier ganz andere Qualitäten gefragt. Eine der wichtigsten ist das Abbremsen einer einmal begonnen Bewegung, ohne Atmosphäre die das übernimmt benötigt man, um eine Bewegung zu stoppen, genau den gleichen Schub in die Gegenrichtung. Das heißt, wenn die dicke Düse am Heck das Raumschiff einmal beschleunigt hat wäre es eigentlich die beste Lösung, das Schiff zum Bremsen einfach umzudrehen. Rückwärts Einparken ist doch sowieso viel praktischer. Gerade, wenn weite Wege zurückgelegt wurden muss man dabei Berücksichtigen, dass für das Bremsmanöver die selbe Strecke und ebensoviel Treibstoff benötigt wird wie für die Beschleunigung.

Ein besonders beliebter Punkt zur Kritik bot immer wieder die Unmöglichkeit des Transports von Objekten mittels Beamen. Aber ein paar Experimente haben in letzter Zeit gezeigt, dass auch wenn kein wirklicher Transport eines Teilchens möglich ist, doch zumindest Eigenschaften einem identischen Teilchen auf der anderen Seite aufgeprägt werden können. Hier ist aber noch viel Interpretations- und Forschungsaufwand nötig, ganz ausgeschlossen scheint es tatsächlich nicht zu sein, könnte aber Probleme mit überlichtschnellem Informationsaustausch bereiten, der nach der Relativitätstheorie unmöglich sein soll.

Manchmal spielen im SF auch psychologische Aspekte eine Rolle, so greift man vorzugsweise auf insektoide Außerirdische zurück, wenn man einen hohen Ekelfaktor erzielen möchte. Hier wird in der Regel vernachlässigt, dass der Chitinpanzer dieser Aliens so groß und schwer werden würde, dass sie unter dem Gewicht zusammenbrechen würden. Das ist meist nicht weiter Tragisch, weil das sowieso die Bösen sind, eine einfache Lösung ist hier eine Kombination aus Skelett und Panzer, die Knochen sorgen für die Stabilität und der Panzer für Abscheu, des Betrachters, und Schutz, des Aliens. Krokodile machen uns diesen Trick seit Jahrmillionen vor, die Insekten sind glücklicherweise noch nicht auf diese Idee gekommen.

Wo wir schon bei den Lebensformen sind mache ich gleich mit der Genetik weiter. Ganz abgesehen davon, dass außerirdisches Erbmaterial nicht auf die Doppelhelix der DNA aufbauen muss, ist eine Kompatibilität, wenn keine Verwandtschaft in irgendeiner Weise vorliegt, ziemlich ausgeschlossen, so dass man sich abgesehen von giftigen Stoffwechselprodukten des außerirdischen Organismus eigentlich keine Sorgen um außerirdische Viren machen muss. Aber natürlich kann es viele Gründe geben, warum wir vielleicht doch mit dem einen oder anderen Organismus kompatibel sind, vielleicht sogar, weil das Leben aus dem Weltraum kam.

Schauen wir uns jetzt einmal die beliebte Technik der Metamorphose an, bei Chamäleons und noch starker bei Tintenfischen kennt man diese Form der Tarnung durch anpassen an die Farben der Umgebung, viele Tiere und Insekten haben sich sogar körperlich an die Formen ihrer Umgebung angepasst, allerdings dauerhaft. Im Wasser haben Formwandler tatsächlich gute Chancen, denn als tragendes Medium macht es ein stützendes Skelett überflüssig. An Land hingegen ist kaum vorstellbar, dass ein Organismus ohne inneres Skelett auskommen könnte, geschweige denn auch noch Größe und Volumen in größerem Umfang ändern könnte. Ein flexibles Skelett würde allenfalls in engen Grenzen eine Änderung der Form möglich machen. Ganz unmöglich ist aber die völlige Unsichtbarkeit, denn hier werden nicht einfach ein paar Pigmente ausgetauscht, sondern die ganze Zusammensetzung des Körpers auf molekularer Ebene verändert. Vielleicht ist aber eine technische Lösung möglich, bei der Kameras aufnehmen, was sich auf der einen Seite des Körpers befindet, während Displays auf der anderen Seite das aufgenommene zeigen.

Letztendlich gibt es aber nur einen Fehler, den man als Autor einer SF-Geschichte wirklich vermeiden sollte, und zwar den Zauber einer Geschichte dadurch zu erklären, dass man sich zu pseudowissenschaftlichem Geplapper darüber hinreißen lässt.

Ich freue mich jedenfalls schon auf die Science-Fiction Geschichten, Filme und Serien, die meine hier gemachten Vorschläge aufgreifen. Aber auch auf alle die das nicht machen, und trotzdem eine spannende Geschichte erzählen.


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